„Weißt du, wie viel Mücklein spielen in der heißen Sonnenglut? Wie viel Fischlein auch sich kühlen in der hellen Wasserflut? Gott der Herr rief sie mit Namen, dass sie all ins Leben kamen, dass sie nun so fröhlich sind, dass sie nun so fröhlich sind.“

Diese zweite Strophe des Liedes „Weißt du, wie viel Sternlein stehen“ kam mir unlängst in den Sinn, als ich gedankenverloren am Ufer eines kleinen Bergbaches stand. Sonnenstrahlen fielen, gebrochen durch unzählige Blätter und Äste, auf den Waldboden und das klare Wasser. Der Bach rauschte. Es roch nach feuchter Erde. Mücken tanzten im einfallenden Licht über der Wasseroberfläche. Neben mir raschelte eine kleine Eidechse durchs Unterholz. Es war Urlaubszeit – saumselige Stunden voller Nichtstun und abschweifender Gedanken. Ich hatte nichts weiter zu tun, als zu schauen, zu riechen und aufmerksam zu lauschen. Hin und wieder musste ich bloß meine Tochter davon abhalten, ins kalte Wasser zu plumpsen.
Warum schaffen wir es nur so selten, solche Momente der Achtsamkeit in den Alltag hinüberzuretten? An einem arbeitsreichen Tag voller Hektik für ein oder zwei Minuten stille zu halten und dem Käfer auf dem Asphalt nachzuschauen oder den Geschmack des Apfels wirklich zu schmecken?
Bald feiern wir in den Gemeinden Erntedank. Die Zeit, in der wir auf das schauen, was Gott so wunderbar geschaffen hat. Die Zeit, in der wir seine großartigen Werke loben. „Weißt du, wie viel Sternlein stehen“ beschreibt die Sorgfalt und Achtsamkeit, die Gott seiner Schöpfung entgegenbringt. Wie er jedes Tier mit seinem Namen ins Leben ruft und ihm seinen Platz zuweist. Fast jeden Abend singe ich dieses Lied meiner Tochter zum Einschlafen vor. Es sollte mich viel häufiger daran erinnern, auch in der größten Betriebsamkeit einmal innezuhalten und das, was Gott uns schenkt, zu loben. Einfach, indem ich es wahrnehme. Nicht nur in den saumseligen Stunden eines langen Sommertages und nicht nur zu Erntedank.
Momente des Innehaltens – das wünsche ich uns allen.

Ich grüße Sie herzlich,
Ihre Franziska Neudert