Liebe Schwestern und Brüder,

wer da kärglich sät, der wird auch kärglich ernten; und wer da sät im Segen, wird auch ernten im Segen (2. Korinther 9,6). Da ist wohl was dran, oder? Wer VIEL ernten will, muss gut säen, muss etwas weg- oder verlorengeben, um zu gewinnen. Säen und Ernten, Geben und Nehmen. Der Kreislauf des Lebens ist das.

 

Und WO ernten wir? Im eigenen Garten, auf dem Boden, den wir kennen, nicht irgendwo anders. Und: Man erntet, WAS man sät. Aus Weizenkörner erwachsen Weizenähren. Aus Lilienzwiebeln werden Lilienblüten. Wir ernten, WIE VIEL und WO und WAS wir säen, oder? Zumindest wenn die Samen mit rechtem Maß auf den geeigneten Boden kommen und dann alles gedeiht. Aber es gedeiht ja nicht immer nach Plan. Manchmal kommen Vögel und picken die Saat weg. Manchmal bleibt der Regen aus oder die Sonne scheint zu stark oder umgekehrt. Manchmal gedeiht das Leben nicht nach Plan. Und die Saat der Nachbarn geht in deinem Garten auf. Und deine trägt bei unbekannten Menschen Früchte. Und du erntest, was andere gesät haben.

Sommer und Herbst sind Erntezeit. Auch in diesem Jahr werden wir Gott danken für das, was wir zum Leben haben. Nicht immer vom eigenen Feld oder Garten, sondern auch aus dem Laden. Nicht immer von uns selbst erarbeitet, sondern von anderen. Und wir werden die Gaben weitergeben, an Menschen in der Stadt, die nicht soviel haben wie wir. Spätestens da wird deutlich, das es beim Erntedank nicht einfach nur um Nahrungsmittel geht. Im Leben ernten und säen wir, nehmen und geben wir – in der Familie, in der Nachbarschaft, in der Kirchengemeinde und in der Gesellschaft. Wie das Leben nach Gottes Willen gedeihen kann, erinnert der Prophet Jesaja (58, 9-11): Wenn du rufst, wird Gott dir Antwort geben, und wenn du um Hilfe schreist, wird er sagen: Hier bin ich. Wenn du Unterjochung aus deiner Mitte entfernst, auf keinen mit dem Finger zeigst und niemandem übel nachredest, den Hungrigen stärkst und den Gebeugten satt machst, dann geht im Dunkel dein Licht auf und deine Finsternis wird hell wie der Mittag. Gott wird dich immer führen, auch im dürren Land macht er dich satt und stärkt deine Glieder. Du gleichst einem bewässerten Garten, einer Quelle, deren Wasser nicht trügt.

Lassen Sie uns mit dem Segen Gottes in diesem Sinn säen und ernten.

Ich grüße Sie herzlich,
Ihr Eckart Warner