Eindeutiges Bekenntnis zur Demokratie
Am 6. Juni wählen wir in Sachsen-Anhalt einen neuen Landtag und Ende September einen neuen deutschen Bundestag. Das ist gelebte parlamentarische Demokratie. Wahlen sind keine Abrechnung mit der Vergangenheit. Sie sind Auftrag und Mandat der Wählerinnen und Wähler für die Politik der nächsten Jahre. Als Deutsche haben wir bis in die jüngere Geschichte Erfahrungen mit unterschiedlichen Staatsformen gemacht, oftmals auch schmerzliche. Eine Folgerung daraus ist unser eindeutiges Bekenntnis zur Demokratie.
Für uns Christen ist zwar die alleinige Grundlage aller Äußerungen die Heilige Schrift. Und gerade das Neue Testament bietet nur wenige Hinweise auf Staatsformen oder gar die Demokratie. Der Satz Jesu, dem Kaiser zu geben, was des Kaisers ist, ist dafür ein Bespiel. Gleichwohl stellen wir als Kirchen fest, dass die Demokratie in Deutschland uns alle Freiheit bietet, unserem Verkündigungsauftrag gerecht zu werden. Zugleich garantiert sie uns allen den größtmöglichen Freiraum und die Sicherheit, unser persönliches Leben eigenverantwortlich und menschenwürdig führen zu können.
Gegenwärtig ist unsere verfasste Gesellschaftsordnung jedoch wie selten in den letzten Jahrzehnten großen Herausforderungen ausgesetzt. So fragen Kritiker auch, ob in der aktuellen Situation der Pandemie demokratische Verfahrenswege eingehalten werden. Diese Frage dürfen Bürgerinnen und Bürger als Ausdruck demokratischen Grundverständnisses auch stellen, bearbeitet werden muss sie jedoch zuallererst in den Parlamenten und nicht ausschließlich in Talkshows oder sozialen Medien.
Mit diesem Aufruf wenden sich die Kirchen in Sachsen-Anhalt an die Öffentlichkeit. Das demokratische Wahlrecht ist ein hohes Gut, das wir in jeder Form begrüßen. Jede Bürgerin und jeder Bürger hat damit die Möglichkeit, über die Zukunft unseres Landes mitzubestimmen. Als Leitende Geistliche im Land Sachsen-Anhalt rufen wir dazu auf, dieses Recht verantwortungsvoll wahrzunehmen. Gestalten wir durch unsere Wahl gemeinsam eine gute Zukunft für unser Land, so dass gegenseitige Achtung und Toleranz, die Menschenwürde aller und Solidarität, aber auch die Freiheit zur Verwirklichung persönlicher Ziele gesichert bleiben und weiter gestärkt werden. Die Breite der zur Wahl stehenden Parteien bietet allen Wählerinnen und Wählern eine Möglichkeit, ihren persönlichen politischen Vorstellungen Raum zu geben.
Kirchenpräsident Joachim Liebig, Evangelische Landeskirche Anhalts
Landesbischof Friedrich Kramer, Evangelische Kirche in Mitteldeutschland
Bischof Dr. Gerhard Feige, Bistum Magdeburg